Sufi Geschichten
aus Persien
Der Mangel an Liebe
Während Schah Nematollah Walis Khaneghah gebaut
wurde, war der Scheich bei einem Anhänger zu Gast.
Es war Frühling.
Wie der Scheich eines Morgens in den Garten ging, bemerkte
er einen Apfelbaum, der keinerlei Knospen trug und fragte
seinen Gastgeber:
„Wie kommt es, dass dieser Baum als einziger keine
Knospen trägt?“
Er antwortete: „Dieser Baum war einst der Größte
und Schattenreichste im Garten. Die Kinder pflegten
im Sommer in seinem Schatten zu spielen und ich beobachtete,
dass sie tagtäglich den Baum mit Steinen bewarfen
und dessen Rinde mit Messern abschälten.“
Der Scheich ging zum Baum und umarmte ihn eine Weile.
Von da an pflegte Schah Nematollah Wali beim Verlassen
des Hauses jeden Tag den Baum zu umarmen, ihn zu streicheln
und mit ihm zu reden.
So verging ein Jahr. Eines Tages als der Scheich aufwachte,
sah er, wie sich eine große Menschenmenge im Garten
versammelt hatte. Wie er aus dem Haus trat, liefen sie
zu ihm, küssten seine Hände und umarmten ihn.
Der Scheich fragte seinen Anhänger: „Was
ist vorgefallen?“
Jener erwiderte: „Die ganze Stadt redet von der
Wundertat, die sie vollbracht haben. Schaut, wie der
Baum in voller Blüte steht!“
Schah Nematollah Wali betrachtete den Baum, lächelte
zufrieden und sprach: „Das war keine Wundertat.
Der Beweggrund jeglichen Lebens ist die Liebe. Das Erblühen
der Natur, die Regentropfen, die auf die Erde fallen,
das Strahlen der Sonne und das Kreisen der Planeten,
dies alles sind Akte der Liebe. Ohne Liebe wird der
Keim des Lebens nicht erweckt. Dem Baum fehlte nichts
weiter als Liebe und dies habe ich ihm durch meine Zuwendung
gegeben!“
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